Wirtschaftsethik-Professor:Lütge nicht mehr im Ethikrat

Christoph Lütge, 51, Wirtschaftsethik-Professor an der TU München, ist nicht mehr länger Mitglied des Bayerischen Ethikrats. (Foto: Sebastian Gabriel)

Der TUM-Professor für Wirtschaftsethik hatte seit Monaten die Corona-Maßnahmen vehement kritisiert. Nun muss er das Beratergremium verlassen.

Christoph Lütge ist nicht länger Mitglied des Bayerischen Ethikrats. Wie am Donnerstag bekannt wurde, widerrief das Bayerische Kabinett bereits am 2. Februar einstimmig Lütges Bestellung. Der Professor für Wirtschaftsethik an der Technischen Universität München (TUM) hatte seit Monaten die Corona-Maßnahmen der Bundes- und der bayerischen Staatsregierung vehement kritisiert. Unter anderem hält er den Lockdown für "mittelalterlich" und fordert die sofortige Aufhebung. Zu den jüngsten Beschlüssen von Bund und Ländern twitterte er am Mittwochabend, sie machten ihn "fassungslos".

Sie habe der Entscheidung der Staatsregierung nicht widersprochen, sagt die Vorsitzende des Bayerischen Ethikrats, Susanne Breit-Keßler, auf Anfrage. Herr Lütge habe wiederholt entgegen die Geschäftsordnung des Ethikrates gehandelt. Er habe den Eindruck erweckt, seine persönliche Meinung decke sich mit der des Ethikrates, sei gar von ihm autorisiert. Sie habe ihn mehrmals schriftlich darauf hingewiesen, dass dies mit der Geschäftsordnung unvereinbar sei, sagt Breit-Keßler.

Die TUM hält sich mit Kritik an Lütge bislang zurück. Man respektiere das Grundrecht der Freiheit von Forschung und Lehre, sagte ein Sprecher. "Herr Lütge ist als Professor weiterhin Beamter des Freistaats Bayern." Er vertrete allerdings mit seinen Ansichten zu den Corona-Maßnahmen und seiner Wortwahl nicht die Haltung der Universitätsleitung. "Wir halten uns an die von der überwältigenden Mehrheit der Wissenschaftler empfohlenen gesundheitsvorsorgenden Maßnahmen."

Lütge ist auch Leiter des Instituts für Ethik in der Künstlichen Intelligenz der TUM, das von Facebook finanziert wird. Der Konzern habe sich bislang, so ein Sprecher, "bewusst" nicht in die Diskussion um Lütge eingemischt. Man wolle die Unabhängigkeit des Instituts bewahren.

© SZ vom 12.02.2021 / bub - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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